Rolf Münzner

Mein lieber Vati, am kommenden Wochenende ist Ostern, ich freu mich, weil (fast) alle da sein werden, zum Essen, Reden, Lachen, nur du und Mama fehlt, sonst wäre es vollkommen. Ich schicke euch viele Sonnenstrahlen in eure Welt, vielleicht habt ihr dafür einen feinen Landregen übrig, hier ist alles staubtrocken, die Natur hats schwer. Ich weiß, ihr seid hier, hab dich lieb, immer. 

Ach Vati, was soll ich sagen, du fehlst mir. Dein lieber Schachfreund H.-P. geht immer weiter, dahin wo es keine Erinnerungen mehr gibt, das ist sehr traurig.  Du warst bis zuletzt bei uns, obwohl dich die Kraft verlassen hat. Bitte behüte uns weiterhin, hab dich lieb.

Mein lieber Vati, nun will es hier bei uns langsam Frühling werden, die Sonne ist länger da, Piepser hüpfen rum und machen Lärm, wir haben schon einen Schwarm Stare gesehen, alles noch sehr früh, aber willkommen. Die kleine Laterne wärmt bei euch, die Nächte sind noch ziemlich frisch. Du fehlst mir, könnt ich dich doch noch einmal umarmen. Hab dich so lieb.

Mein lieber Vati, einen Sonnenstrahl schicke ich dir, an diesem trüben und nebligen Tag. Gestern Abend waren M., J., L. und E. bei uns zum Essen und bissel schnattern, das war schön. Du warst auch dabei, hättest eigentlich Schluckauf haben müssen, weil wir auch soviel von dir gesprochen haben. Erinnerungen eben, hab dich lieb. 

Mein lieber Vati, du fehlst mir mehr als ich sagen kann. Habe letztens mit deinem Sattlerzeug den Läufer im Flur genäht, mit krummer Ahle und deinem gewachsten  Zwirn, war nicht einfach, ich hab dabei gedacht, wie du das gemacht hättest und hab mir Mühe gegeben, sei also nicht zu streng mit mir, wenn du es dir ansiehst. Hab dich lieb, du fehlst mir.